2010-06-03 Gespräch mit General a.D. Dr. h.c. Klaus Naumann

Polen, Russland und die Nato

Zur deutsch-polnischen Partnerschaft gehören auch sicherheitspolitische Aspekte. Der deutsche Beitrag zur Aufnahme Polens in die Nato steht wie auch die Einrichtung des deutsch-polnischen Korps dafür beispielhaft .

Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzende des Nato-Militärausschusses Dr. h.c. Klaus Naumann im Gespräch mit Bernhard Knapstein am Rande der „Soltauer Gespräche“ vom 1. Juni 2010 zur Sicherheitspolitik der Nato und der Rolle Polens und Russlands für den Frieden in Europa (Auszug).

Herr General, Sie haben im Spiegel für die Aufnahme Russlands in die Nato plädiert. Wie sehen Sie hier die Rolle Polens? Nach der Katastrophe von Smolensk ist es ja zu einer Annäherung zwischen beiden Staaten gekommen.

Gerade in Polen gibt es historisch begründete Ängste. Diese sind nicht zuletzt durch das Verhalten der Regierung Putin und das eine oder andere Vorgehen des russischen Generalstabs geschürt worden. Man darf auch nicht vergessen, was für die Polen die Georgien-Krise ausgemacht hat. Immerhin sind dort mit russischen Panzern Gebiete eines anderen Staates besetzt und annektiert worden. Das hat Rückwirkungen in den Erinnerungen der Polen. Dennoch werden wir Sicherheit auf Dauer nur mit Russland und nicht gegen Russland erreichen können. Also müssen wir auch die Kooperation mit Russland suchen. Deswegen haben Volker Rühe und ich diesen Vorschlag gemacht. Sollten wir über dieses Angebot erreichen, dass Russland endlich eine Demokratie und ein Rechtsstaat wird, dann wäre die Voraussetzung dafür gegeben, dass es Mitglied in der Nato wird. Was spräche dann noch dagegen?

Rechtsstaat und Demokratie in Russland? Darf man da Zweifel hegen?

Ich halte Ihnen die Daumen, dass Sie es in ihrer Lebenszeit erleben. Ich vermutlich nicht.

Herr General, herzlichen Dank für das Gespräch.

/BK